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Oxytocin

Das Geheimnis hinter tiefen menschlichen Bindungen

Es ist Hormon und Botenstoff zugleich, bewirkt bei manchen Berührungen mehr als nur Hautkontakt, sorgt für Muskelkontraktionen bei der Geburt und beim Orgasmus. Sein Spiegel wird durch Streicheln, Umarmen und Küssen in die Höhe getrieben. Die Rede ist von Oxytocin. Warum ist es so wichtig für unser Wohlbefinden?

Die Umarmung von Eltern, Partnern, Kindern oder Haustieren löst ein Wohlgefühl aus, das auf das Neurohormon Oxytocin zurückzuführen ist. Dieses Hormon ist für die Entwicklung menschlicher Beziehungen von zentraler Bedeutung und wird häufig auch als Bindungshormon oder Kuschelhormon bezeichnet. Der Name Oxytocin stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „schnelle Geburt”. 

Es gibt spezialisierte Nervenzellen, die sogenannten C-taktilen Nervenzellen, die auf leichte Berührungen reagieren. Diese feinen Fasern leiten Berührungssignale auf der Haut an das Gehirn weiter. Langsames Streicheln mit einer warmen Hand wird vom Gehirn als besonders angenehm empfunden und führt zu vermehrter Oxytocinausschüttung.

Der Hypothalamus im Zentrum des Gehirns ist für die Produktion von Oxytocin verantwortlich, das dann in den Blutkreislauf gelangt. Von dort aus reist es zu den entsprechenden Rezeptoren, den Oxytocin-Rezeptoren (OXTR), die sich in verschiedenen Geweben des Körpers befinden, z.B. in den Myoepithelzellen der Brustdrüsen, im Gewebe der Geschlechtsorgane, in den Nieren, im Herzen, im Thymus, in der Bauchspeicheldrüse und in den Fettzellen.

Das früher als Frauenhormon bezeichnete Oxytocin spielt eine entscheidende Rolle bei der Geburt, indem es die Kontraktion der Gebärmutter und damit den Geburtsfortschritt fördert. Bei Wehenschwäche oder Geburtsstillstand wird es als Medikament eingesetzt, um die Geburt wieder in Gang zu bringen. Nach der Geburt ist das Kuschelhormon für Nachwehen und verstärkte Nachblutungen verantwortlich, wodurch die Ablösung der Plazenta von der Gebärmutter erleichtert wird.

Nach der Geburt löst Oxytocin die Milchproduktion aus und fördert deren Erhalt im Körper. Während des Stillens bewirkt es den Milchspendereflex, bei dem die Milchdrüsen die Muttermilch in Richtung Brustwarze transportieren.

Die zärtlichen Berührungen und das Kuscheln mit dem Neugeborenen auf der blossen Brust markieren den Beginn einer tiefen emotionalen und einzigartigen Bindung. Dieser Prozess geht mit einer vermehrten Oxytocinausschüttung einher und wird als Bonding bezeichnet. Es ist wichtig, dass auch der Vater frühzeitig mit dem Bonding beginnt. Eine Studie der Universität Zürich zeigt, dass das Hormon nicht nur einen Einfluss auf die Beziehung zwischen Eltern und Kind hat, sondern dass es sowohl Kinder als auch Eltern empfänglicher für zwischenmenschliche Signale macht. Oxytocin stärkt auch das Urvertrauen in andere Menschen und in sich selbst und sorgt so für mehr Selbstvertrauen und Entspannung im Umgang miteinander.


Oxytocin wird oft als das Bindungshormon bezeichnet und spielt eine zentrale Rolle bei sozialen Interaktionen, Empathie und emotionaler Bindung


Oxytocin reguliert auch den Spiegel des Hormons Cortisol, das als Stresshormon bekannt ist. Cortisol erhöht in der Regel die Wachsamkeit und die Leistungsfähigkeit in anspruchsvollen Situationen, kann aber bei chronischem Stress negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben, wie z.B. eine Erhöhung des Blutdrucks. Eine Studie der Universität Uppsala in Schweden legt nahe, dass Oxytocin eine beruhigende Wirkung auf die HPA-Achse (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse) im Gehirn ausübt, welche die Freisetzung von Cortisol steuert. Auf physiologischer Ebene trägt Oxytocin also dazu bei, Stress abzubauen und sich entspannter zu fühlen.

Darüber hinaus ist seit kurzem bekannt, dass Oxytocin zur Verbesserung der Herzfunktion nach einem Herzinfarkt beitragen kann. Eine Studie der Michigan State University in den USA legt nahe, dass ein hoher Oxytocinspiegel bestimmte Herzwandzellen dazu veranlassen kann, sich in Stammzellen umzuwandeln. Diese unreifen Vorläuferzellen haben das Potenzial zur Bildung neuer Herzmuskelzellen und damit zur Förderung der Regeneration geschädigter Herzabschnitte. 

Oxytocin beeinflusst Mechanismen zur Regulierung des arteriellen Blutdrucks sowohl im Gehirn als auch in der Peripherie. Es erhöht einerseits die Alpha-2-Reaktivität im Gehirn. Dies führt zu einer Senkung des Blutdrucks und zu einem verlangsamten Herzschlag. Durch die Modulation des autonomen Nervensystems fördert es andererseits eine Verringerung des Gefässwiderstandes in den peripheren Blutgefässen und eine Erhöhung des Blutflusses in den Nieren. Die Folge sind eine diuretische Wirkung und eine Verringerung des Blutvolumens.

Ausserdem stärken Berührungen das Immunsystem. Spezielle Massagen können Krebspatienten bei der Überwindung von Depressionen und beim Abbau von Ängsten helfen. Menschen, denen die Hand gehalten wird, sind sogar weniger von Schmerzen betroffen.

Obwohl Frauen tendenziell mehr Oxytocin produzieren, spielt das Hormon auch bei Männern eine wichtige Rolle. Es wird während des Geschlechtsverkehrs ausgeschüttet und trägt dazu bei, die Intimität zu erhöhen und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu schaffen. Oxytocin ist für das sexuelle Verlangen und das tiefe Gefühl der Verbundenheit beim Orgasmus verantwortlich. Es fördert langfristig die Treue, wie eine Studie des Universitätsklinikums Bonn zeigt. Männer, denen Oxytocin verabreicht wurde und die Bilder ihrer Partnerin betrachteten, zeigten eine Aktivierung des Belohnungszentrums im Gehirn, was die Attraktivität der Partnerin steigerte und die Monogamie förderte. Schon geringe Mengen des Kuschelhormons lassen Männer sensibler und offener auf zwischenmenschliche Signale reagieren, was ihre Fähigkeit, sich in andere Menschen einzufühlen, erhöht.

Ausserhalb der offiziellen Indikationen wird Oxytocin auch bei Autismus und anderen Verhaltensstörungen eingesetzt. Autisten haben häufig Schwierigkeiten in der sozialen Kommunikation und weisen einen verminderten Oxytocin-Plasmaspiegel auf. Eine Studie mit 13 erwachsenen Autisten, denen Oxytocin über ein Nasenspray verabreicht wurde, zeigte eine Verbesserung des Vertrauens und der sozialen Interaktion in einem Computerspiel.

Wie fördern Sie heute Bindungen durch Ausschüttung von Oxytocin?
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So fördern Sie die Ausschüttung des Bindungshormons: Tipps für mehr Oxytocin um Alltag

  • Regelmässiges Umarmen von Freunden und Familienmitgliedern kann die Ausschüttung von Oxytocin stimulieren. Auch intime Momente, Küsse und gemeinsame Aktivitäten mit dem Partner können die Oxytocinausschüttung erhöhen.



  • Lebensmittel enthalten zwar kein Oxytocin, können aber den Hypothalamus zur Ausschüttung des Glückshormons anregen. Ein Test ergab, dass ein Cheeseburger die höchste Oxytocin-Ausschüttung auslöste, dieselbe Wirkung hatte ein Schokoladen-Dessert. Der gelegentliche Genuss von Lieblingsspeisen lohnt sich also!



  • Lactobacillus reuteri, ein probiotischer Bakterienstamm, kann die körpereigene Produktion von Oxytocin anregen. Diese speziellen Mikroorganismen sind zum Beispiel in einem fermentierten probiotischen Getränk, dem sogenannten Brottrunk, enthalten.



  • Es wird angenommen, dass das Hormon auch durch stimulierende Sinneseindrücke wie angenehme Gerüche, Klänge, Licht und Wärme sowie angenehme Geschmackserlebnisse freigesetzt werden kann.



  • Ideal für die Ausschüttung von Oxytocin beim Baby ist das Kuscheln an der nackten Brust seiner Mutter oder seines Vaters. Kuschelt euch unter eine leichte Decke, geniesst die Nähe und den Kontakt und lasst das Oxytocin wirken. Auch Babymassagen, gemeinsame Bäder oder die Verwendung von Tragetüchern eignen sich hervorragend.



  • Wenn gerade niemand zum Umarmen da ist, kann man auch Bäume umarmen. Denn auch beim Umarmen eines Baumes werden die Berührungsrezeptoren auf der Haut aktiviert und das Glückshormon ausgeschüttet. Das mag im ersten Moment lustig klingen, aber nach dieser Erfahrung fühlen sich die meisten Menschen tatsächlich deutlich besser.



  • Wem Bäume zu hart sind, der kann sich auch einen Vierbeiner als Schmusepartner überlegen. Schwedische Wissenschaftler haben erforscht, dass das Glückshormon Oxytocin nicht nur bei der Interaktion zwischen Menschen ausgeschüttet wird, sondern auch beim Berühren und Umarmen von Tieren, insbesondere Hunden.



  • Es gibt sogar professionelle Kuschler, die gegen Bezahlung körperliche Nähe anbieten, wobei sexuelle Berührungen tabu sind. Der Kunde und der Kuschler halten sich an den Händen, sitzen oder liegen eng beieinander und streicheln sich gegenseitig über die Schultern, die Arme oder den Kopf. Je nachdem, wie sich der Kunde am besten entspannen kann, wird er umarmt, gedrückt oder festgehalten.



  • Es kann gut sein, auch mit sich selbst zu kuscheln. Im Laufe eines Tages berühren wir unseren eigenen Körper mehrere hundertmal – und das oft, ohne uns dessen bewusst zu sein. Einfache Gesten wie die Arme verschränken, die Hand auf Herz oder Bauch legen oder über den Arm streichen können laut Forschung eine stressreduzierende Wirkung haben. Das bewusste Spüren der eigenen Wärme und das zärtliche Streicheln können Trost spenden und beruhigen, auch wenn sie die Berührung durch andere nicht ersetzen können.



  • Es besteht die Möglichkeit, das Hormon künstlich in Form eines Nasensprays zuzuführen. Experten warnen jedoch davor, im Internet beworbene Oxytocin-Sprays ohne ärztliche Beratung zu kaufen und anzuwenden, da die genaue Liste der Inhaltsstoffe oft unbekannt ist. Zudem kann Oxytocin nur bei bestimmten Personen und in Kombination mit einer geeigneten Psychotherapie wirksam sein. Eine medikamentöse Zufuhr sollte nur dann in Betracht gezogen werden, wenn der Körper das Glückshormon nicht ausreichend selbst produzieren kann, und nur in Absprache mit einem Arzt.



Oxytocin spielt nicht nur bei der Entstehung von Bindungen und Beziehungen, sondern auch bei der Stressbewältigung eine zentrale Rolle. Die Bedeutung von Oxytocin zeigt, wie eng Körper und Geist miteinander verbunden sind und wie wichtig es ist, auf unsere innere Chemie zu achten.

Fakten zum Thema

  1. Berührungen sind für Säuglinge lebenswichtig. Frühgeborene setzen oft die Atmung aus und reagieren auf Berührungen am Fuss mit einer Wiederaufnahme der Atmung. Berührungen sind für die Entwicklung von Säuglingen notwendig, da sie das neuronale und körperliche Wachstum fördern.
  2. Berührungen, sei es durch Drücken, Umarmen oder Streicheln, sind eine Form der Kommunikation, wie der Psychologe Matthew Hertenstein in einer Studie herausfand. In seinem Experiment, bei dem 248 Personen mit verbundenen Augen jeweils fünf Sekunden lang berührt wurden, konnten drei Viertel der Teilnehmer die vermittelten Gefühle wie Angst, Wut, Liebe und Dankbarkeit identifizieren. Besonders leicht fiel es ihnen, Liebe und Mitgefühl zu erkennen.
  3. Die Soziologin Dr. Romy Simon, tätig am Institut für Soziologie der TU Dresden, betont, dass zwischenmenschliche Berührungen dazu beitragen, Bindungen zu stärken und somit ein bedeutender Baustein für unsere Gesellschaft sind. In einer bedauerlichen Entwicklung berühren wir heutzutage die Bildschirme unserer Smartphones häufiger als Menschen, was den Mangel an tröstenden Händen oder Umarmungen unterstreicht.




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